Als noch junger Filmproduzent war ich in den Jahren 1980 und 1981 öfters in der Türkei unterwegs und durch die Koproduktion mit der Güney-Film, Istanbul, in Kontakt mit der türkischen Filmszene – insbesondere mit Yilmaz Güney, der zu jener Zeit im Gefängnis von Isparta saß. Wie schon bei »Sürü« (1978) und »Düsman« (1979) entwickelte Yilmaz Güney ein ausgeklügeltes System, um aus dem Gefängnis heraus Filme zu realisieren. Beim Projekt »Yol« planten wir von Beginn weg eine intensive Zusammenarbeit. Nach der Fertigstellung des Films wurde der Film für elf Jahre in der Türkei auf den Index gesetzt und verboten. Es war für mich daher nicht ratsam, wieder in die Türkei zu reisen. Unsere damals junge Firma Cactus-Film AG, eine Kooperative, die aus der Aufspaltung des Filmkollektivs Zürich 1979 entstanden war, strebte zu der Zeit ein kompromissloses Engagement für den Kinoautorenfilm an. Auch wenn uns als Schweizer Firma der heimische Film natürlich am Herzen lag, versuchten wir auch über die Sprach- und Landesgrenzen hinweg tätig zu sein. So galt innerhalb der damaligen linken Filmszene unser Hauptinteresse denn auch jenen Filmautoren, die politisch wie gesellschaftlich relevante Themen realisierten. Dieser kulturelle Austausch wurde bewusst gesucht. Die Solidarität, die dabei entstand, entsprach unserem inhaltlichen Credo. Es sind drei Motive, die mich veranlasst haben, die folgenden Aufzeichnungen, Fotografien und Dokumente in einem Buch mit Bildern zusammenzufassen: 1.Meine persönlichen Erinnerungen an einen außerordentlichen Künstler, der mich mit seiner unbändigen Schaffenskraft und seiner mutigen Haltung sehr beeindruckt hat. Ich bin noch immer traurig, dass er so früh von uns gehen musste. Im Jahre 2017 wäre Yilmaz Güney achtzig Jahre alt geworden. 2.Ich möchte aufzeigen, welch Kreativpotenzial Yilmaz Güney besaß und wie es ihm möglich war, aus dem Gefängnis heraus Filme herzustellen. Es ist auch ein Versuch, einen Blick hinter die Kulissen der Filmproduktion und der »Gefängnismauern des Exils« zu werfen.